Green Innovator des Jahres: Die Stadtgärtner

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Wie ein Business erblüht – Von Samenbomben zur großen Vision

Mit nachhaltigen Geschenkartikeln die großstädtischen Asphaltburgen begrünen – dieses Ziel haben sich die drei Jungs Jan, Torge und Derk mit ihrem Unternehmen Die Stadtgärtner gesetzt. Dabei gestaltete sich der Weg der Gründer durchaus steinig. Von den ersten Gehversuchen mit selbstgebastelten Samenbomben (Seedbombs) bis zum heutigen umfangreichen und vielseitigen E-Commerce-Business mussten viele Hürden übersprungen werden. Wobei die drei Norddeutschen „Naturburschen“ erstaunliches Improvisationstalent bewiesen.

Während die Natur im Wechsel der Jahreszeiten ihre Schönheit offenbart, erscheinen viele Großstädte mit ihren Betonburgen oft trist und grau. Dabei kann es so einfach sein, kleine bunte Oasen in den Asphaltwüsten der Metropolen erblühen zu lassen. Alles was es dafür braucht sind zwei Hände, etwas Ton, Erde, Saatgut und Wasser – fertig ist die Samenbombe, mit deren Hilfe in jeder städtischen Brachfläche eine grüne Insel entstehen kann.

Das dachten sich vor über zehn Jahren auch Jan, Torge und Derk. Die drei Norddeutschen vom Land vermissten in ihren Studienstädten die bunte Schönheit der Natur und bedauerten dies nicht nur – sie handelten auch! Was fast aus Zufall in einer WG-Küche entstand, wurde bis heute eine auch kommerziell erfolgreiche Idee, die „viral geht“.

Torge Kahl, einer Mitgründer, erzählt: „Mein damaliger Kommilitone in Emden und WG-Mitbewohner Derk fing eines Tages an, Samenbomben zu rollen und als kleines Geschenk an Freunde und Familie weiterzugeben. Ein paar Jahre später, Derk studierte mittlerweile in Hamburg, meldete er sich wieder bei mir und berichtete davon, wie seine Seedbombs mittlerweile die Tristesse in einigen Hamburger Stadtvierteln aufhübschten. Dadurch wuchs der Kreis an Menschen, die sich für die Samenbomben interessierten – sei es als Geschenkidee oder für den eigenen Gebrauch – immer mehr an. Da auch der Wohnort der Empfänger immer überregionaler wurde, fing Derk zu dieser Zeit an, eine Aufwandsentschädigung zu erbeten“.

Mit ihren selbstgerollten „Samenbomben“ startete die Idee von Die Stadtgärtner. „Mehr grün ins grau“ war die Devise

Es war der Start zu einer „grünen“ Erfolgsgeschichte. 2011 verkauften sie ihre ersten selbstgerollten Samenbomben auf verschiedenen Onlineplattformen, 2012 folgte der erste eigene Shop. Heute ist daraus ein Business und eine Marke entstanden: Die Stadtgärtner verkaufen ein kunterbuntes Sammelsurium an Naturprodukten zum Verschenken, Anbauen und Genießen in der Stadt. Die Produktpalette der Stadtgärtner ist dabei so vielfältig wie die Natur selbst – und gibt dieser etwas zurück.

Eines Tages rief ein Firmenchef an

Doch einfach war der Weg nicht, viel Herzblut und Ideenreichtum waren gefragt. Torge: „Es hat schon eine Weile gedauert, bis wir Einnahmen generiert haben. Zunächst haben wir den Webshop vermarktet, also z. B. Google- und Social Media-Werbung geschaltet. Und dann kam etwas Glück dazu. Eines Tages sprach uns ein Firmenchef an, der auf unsere Seedbombs aufmerksam geworden ist und mit einem Mal 10.000 Stück geordert hat. Unsere erste Reaktion war: „Nö, machen wir nicht.“ Unsere zweite war dann: „Na klar machen wir das!“ So begann es, dass wir unsere Samenbomben auch als Werbegeschenke und Promo-Artikel definierten. Ab diesem Moment wuchs auch unsere Produktpalette stetig an, so dass wir immer mehr nachhaltige Geschenkartikel entworfen und zum Kauf angeboten haben. Seitdem gehen wir auch auf Messen und haben angefangen, unsere Produkte im stationären Einzelhandel anzubieten. Bis heute sind das unsere drei Vertriebswege: Direktverkauf online, stationärer Einzelhandel, Werbe- und Mitarbeitergeschenke.“

Die Stadtgärtner „wollen die Welt zu einem bunteren Ort machen und Menschen dabei unterstützen, sich selbst und ihren Liebsten Schönes zu schenken und dabei Gutes zu tun.“ Dabei setzen die Gründer nicht nur auf naturnahe Produkte, sondern verfolgen einen ganzheitlichen ökologischen Ansatz. Von der Designidee über die Herstellung bis hin zum Versand – bei den Stadtgärtnern steht die Verbindung von Mensch und Natur im Vordergrund.

Herstellung mit Hand und Herz

Als Onlineshop legen sie dabei einen besonderen Schwerpunkt auf klimaneutralen Versand mit so wenig Verpackungsmaterialien wie möglich und Kompensation des beim Transport anfallenden CO2 über Klimaschutzprojekte. Für diesen vorbildlichen Einsatz zeichnet die ETL-Gruppe die Mandanten der ETL-Kanzlei Dr. Leonhardt, Falke, Ziegs & Kollegen aus Dresden als drittes „Grünes Mandat“ aus. Und mit dem Green Innovator steht 2023 bereits die nächste Würdigung an.

Der Green Innovator des Jahres ist die Sonderkategorie des Innovators des Jahres, dem größten Publikumspreis der deutschen Wirtschaft. Ausgezeichnet werden innovative Lösungen aus Deutschland für Nachhaltigkeit. Geprüft und bewertet werden Nominierungen auf zwei Wegen. Zum einen durch das Nominierungskomitee des Innovator-Awards aus Vorjahresgewinnern, Wirtschaftsjournalisten und -wissenschaftlern (Infos hier). Desweiteren durch Deutschlands größte Steuerberatungsgruppe ETL, die aus ihren deutschlandweit über 900 Kanzleien nachhaltige unternehmerische Ideen als „Grüne Mandate“ qualifiziert und beisteuert.   

Dabei liegt das Unternehmen voll im Trend. Schließlich spielt Nachhaltigkeit nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch bei den Online-Händlern eine immer größere Rolle, wie die im September veröffentlichte fynax-Trendstudie „Nachhaltigkeit und Lieferketten im Online-Handel“ gezeigt hat. Nach wie vor werden alle Geschenkartikel der Stadtgärtner in Handarbeit hergestellt. Dafür besitzt man im niedersächsischen Nordhorn eine eigene Versandhalle mit Lager. Allerdings werden die meisten Artikel konfektioniert. Das geschieht in Kooperation mit geschützten Werkstätten und sozialen Einrichtungen. Ein treuer und enger Partner ist die Lebenshilfe Nordhorn. An diese gemeinnützige Organisation sind die Stadtgärtner bereits in der Gründungsphase des Unternehmens herangetreten, um ihre Produkte verpacken zu lassen. „Mittlerweile“, erzählt Torge nicht ohne Stolz, „sind wir gewachsen und haben verschiedene Werkstätten. Aber diese Verbindung zur Lebenshilfe Nordhorn ist geblieben und die Zusammenarbeit super.“

Das Produktsortiment hat sich längst erweitert: Von Kräutersets über Vogelhäuser bis zu den besonders bei Kindern beliebten „Blumenkugeln“

Apropos Nordhorn: in der ländlich geprägten Kreisstadt im äußersten Südwesten Niedersachsens ist das Unternehmen fest verwurzelt. Das Leben und die Gewohnheiten und Werte dort sind ein Teil der Stadtgärtner-DNA, wie Torge es formuliert. „Hier kennen sich die Menschen und blicken auf jahrzehntelang gewachsene Verbindungen zurück. Und diese Philosophie haben wir auch bei uns. Bei vielen unserer Geschäftspartner ist es so, dass die Verbindungen durch persönliche Bekanntschaften gewachsen sind. Dadurch produzieren wir ganz viele Dinge in Nordhorn und unmittelbarer Umgebung. Wodurch wir automatisch lokale Lieferketten haben!“

Lieferanten als Nachbarn – Vorteile regionaler Lieferketten

Die (Re-)Regionalisierung der Lieferketten ist ein wichtiger Bestandteil einer ökologisch nachhaltigeren Wirtschaft. Im E-Commerce-Bereich herrscht jedoch zum Teil noch Skepsis. Wie die fynax-Trendstudie zeigt, erkennen zwar 52,7 Prozent der befragten Unternehmen eine (Teil-)Regionalisierung als langanhaltenden Trend, doch 48 Prozent stehen der konkreten zeitnahen Umsetzung eher skeptisch gegenüber. Zu groß scheinen vielfach die finanziellen Hürden zu sein. Ein Argument, dass Stadtgärtner Torge nur begrenzt gelten lassen möchte: „Die Vorteile regionaler Lieferketten überwiegen in den allermeisten Fällen: Die Transportkosten entfallen, die Kommunikationsdauer sowie die Zeit für Überarbeitungen sinken spürbar und das Vertrauen, welches über Jahre wächst, ist enorm. Viele Leute, die auf überregionale Lieferketten setzen, berücksichtigen diese Punkte nicht. Doch was beispielsweise zwischen uns und unseren benachbarten Hausdruckereien entstanden ist, ist ein anderes Niveau der Zusammenarbeit und eigentlich unbezahlbar!“

Für ihr Ziel, die Welt zu einem bunteren Ort machen, und E-Commerce nachhaltig zu denken, sind Die Stadtgärtner für den Green Innovator des Jahres 2022 nominiert.

Interesse an einer Bewerbung zum Innovator des Jahres?
Hier finden Sie den Bewerbungsbogen zum Download.Oder kontaktieren Sie für mehr Informationen Christiane von Schönberg, Sprecherin des Nominierungskomitees: von.schoenberg@innovator-des-jahres.com / +49 (0) 2131 / 77 687 – 24

 Erfahren Sie hier mehr zum Wirtschaftspreis Innovator des Jahres.

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